Zappenduster
Wer weiß eigentlich auf Anhieb, ob und wo er Streichhölzer oder Feuerzeug und Kerzen griffbereit hat?
Ich nicht, hab ich in der letzten Nacht feststellen dürfen.
Sitz ich ahnungslos zur Geisterstunde am PC, daddel noch ein wenig vor mich hin und spiele mit dem Gedanken mich mal ins Bett zu begeben – „plopp“ – Licht aus, Rechner aus, Musik aus. Zappenduster.
Feuerzeug suchen.. hab ich zwar eben beim Zigarette anzünden in der Hand gehabt, aber wo… Ah, da! .. Hab ich eigentlich Kerzen?!? Im Kerzenständer könnte noch ein Stummel sein… Man hat als Mitbewohner von plüschigen Katzen ja nicht wirklich mal Gelegenheit Kerzen zu entzünden – nicht, dass es mal „WUFF“ macht und die Miez steht in Flammen!
Aber ein Stummel von Kerze findet sich auch noch.
Check 1 – Was geht noch?:
Wohnzimmer – Kompletter Strom weg.
Flur – oh, das Licht funktioniert ja!
Schlafzimmer – komplett im Dunkeln.
Bad – komplett im Dunkeln.
Küche – Licht funktioniert, Kühlschrank funktioniert, Kaffeemaschine auch, Herd nicht.
Seltsam…
Check 2 – Sicherungen:
Ja, toll.. das sind ja so alte Dinger zum Einschrauben. Die sehen irgendwie alle gleich aus.. mal drehen und austauschen. Mh… *Schultern zuck* Weiß ich jetzt auch nicht.
Oh, Geräusche im Treppenhaus. Klingt nach Nachbarn im Keller. Schlüssel geschnappt und runtergerast. Guck an, zwei ratlose Nachbarn vor dem Sicherungskasten im Keller.
„ist bei euch auch… „ – „Ja, bei uns ist auch…“
Alles klar, also nicht nur ich.
„Auf einmal war mein Rechner aus…“
„Ja, bei mir auch.“
„Sicherungen sehen hier aber normal aus..“
„Wie müssen die denn aussehen, wenn die normal aussehen?“
„Da sieht man dann da das Plättchen.. bei den Kaputten ist das weggeflogen.“
Aha, wieder was gelernt.
Tja, also nichts zu machen an dieser Stelle, an diesem Ort, zu dieser Zeit.
„Kannst du nochmal nach meinen Sicherungen schauen?“ (Sicher ist sicher.)
Doch auch meine Sicherungen scheinen intakt zu sein.
Gehen wir also alle brav schlafen.
Denk mir schon, dass sich das Problem nicht über Nacht in Luft auflöst und stell mir den Wecker extra früh. Doch weckt mich nicht der Wecker, sondern mein Telefon, das verzweifelt piepst, weil es wohl nach dem Netz sucht. „Ui, das klingt schon mal gut!“ Ein Griff zur Nachttischlampe.. Klick!.. leuchtet. Gut, aber.. irgendwie nur ein Funzellicht. Telefon piepst nicht mehr. Nachttischlampe geht aus. Jill steht auf.
Wohnzimmer: kein Strom. „Hm, erst einmal Kaffee machen.“
Waschen. „Uah.. kalt!“ Anziehen. Nachbarn im Treppenhaus. Schlüssel geschnappt und raus. Wil ja wissen, was los ist.
„Nebenan sind schon welche von EON im Keller.“
Hm, ok. Gehn wir mal fragen.
Auch im Nachbarhaus ist partiell der Strom weg. („Juhuuu, ich bins nicht gewesen!“ Man weiß ja nie…)
Erstmal nen Kaffee trinken. Dann die glorreiche Idee, einfach mal beim Hausmeister fragen!
Handy gezückt.
„Herr Wöööörnickeee.. was ist da eigentlich bei uns los?“
„Wie was ist los?“
„Na, wir haben doch keinen Strom mehr. Da wollt ich wissen, woran das liegt und wann wir wieder…“
„Sie haben keinen Strom mehr? Hat mir keiner gesagt..“
„Da sind doch aber schon Leute von EON nebenan im Haus.“
„Dann komm ich mal vorbei.“
Hund 1 um die Ecke gebracht. Nix Neues.
Hund 2 um die Ecke gebracht. Ah, der EON-Mensch kommt zu uns.
„Müssen den Strom komplett abschalten.“
„Nein, die Ursache liegt nicht im Haus, sondern an der Leitung draußen.. müssen nur finden wo genau.“
(Apuh, ich wars nicht..!)
„Das kann noch dauern.“
„Äh, wielange denn?“
„Mal schauen, aber irgendwann wollen wir auch Feierabend machen.“
*schluck* soooo lange?!
Moment mal.. gar kein Strom?! Kein Kaffee mehr?
Ok, lange Rede kurzer Sinn: ich hab den Rest der stromlosen Zeit damit verbracht Kisten in den Keller zu schleppen, Hunde durch die Gegend zu schleppen, den Rest vom Morgenkaffee zu schlürfen, das Treppenhaus zu fegen – selbst das Stockwerk über mir, die Herren da oben haben noch weniger Sinn dafür als ich, Zeitung lesen, Buch lesen, in die Luft gucken, gucken, ob es wieder Strom gibt.
Die Herren von EON und Co rückten derweil mit einem kleinen Bagger an, schaufelten ein großes Loch in den Bürgersteig vorm Haus und beratschlagten, was zu tun sei. Irgendwas haben sie wohl getan, denn um 13:45 Uhr hörte ich ein „ich schalt ein!“ von draußen. Hochgesprungen bin ich und hab wie wild auf die Lichtschalter gehämmert.
RIESENJUBEL!!! Es funktionierte. Gleich zum Telefonhörer gegriffen, um Bescheid zu geben. … und – NICHTS!!! Telefon tot. Rechner hochgefahren. Keine DSL-Verbindung: Remote-Computer antwortet nicht.
Runtergespurtet zu den Arbeitern:
„Äh, das Telefon…“
„Ja, das Kabel lag zu nah am Bagger!“
*Augen weit aufgerissen*
„Bitte?! .. Und jetzt..?!“
„Machen wir gleich.. dauert noch ne Viertelstunde.“
„Na, dann ist ja gut.“
Das Schönste: sie hatten Recht!
Und erschreckend, wenn man feststellt, wofür man alles Strom braucht…