Als frischer Hundehalter beim ersten Tierarztbesuch mit dem neuen vierbeinigen Familienmitglied erfährt man spätestens davon, dass der Hund gegen „Staupe“ geimpft werden müsse. Als ich selbst mit meinem ersten Hund beim Tierarzt zwecks Impfung war, konnte ich mit dem Begriff „Staupe“ nichts anfangen. Kurze Informationsbroschüren, die im Wartezimmer auslagen, berichteten von einer gefährlichen Krankheit, die zum Tode führen kann, weshalb eine Impfung dagegen unabdingbar sei. Gut, man impft dann dagegen halt mit, denn man will ja nur das Beste für seinen Hund. Auch wenn es einem selbst so unwahrscheinlich erscheint, dass der eigene Hund jemals davon betroffen sein könnte.
In Berlin während meines Veterinärmedizinstudiums zog mein zweiter Hund bei mir ein, und mein Tierarzt vor Ort riet mir aufgrund des höheren Infektionsdruckes in einer Großstadt mit vielen Hunden auf engem Raum nicht nur zu der Grundimmunisierung gegen Staupe (erste und zweite Impfung), sondern sicherheitshalber zu einer auf die beiden ersten Impfungen folgenden dritten Impfung. „Sicher ist sicher.“
Mit einem halben Jahr hat mein Hund trotzdem Staupe bekommen. Trotzdem deswegen, weil er dreimal geimpft war und es meinem Hund doch gar nicht passieren könne, dass er sich infiziert, wie ich damals dachte. Auch wenn die Staupe in den letzten Jahren eine rückläufige Erkrankung ist, zu 100% ist man eben doch nicht dagegen geschützt und in der letzten Zeit gewinnt sie wieder an Bedeutung.

Ein kurzer Überblick:
Als Staupe (auch Carrésche Krankheit, Canine Distemper) wird eine Viruserkrankung bezeichnet, die Hundeartige (Canidae) befällt. Darunter fallen neben dem Hund auch Füchse, Kojoten, Wölfe. Auch andere Tierarten sind empfänglich für den Erreger.
Die Infektionskrankheit ist hochkontagiös (= hochgradig ansteckend) und septikämisch (Septikämie = Sepsis, Blutvergiftung; Vorhandensein der Erreger im Blut als Ursache für die Erkrankung des gesamten Organismus) und führt Katarrhen der Schleimhäute, zum Teil auch zu Veränderungen im Zentralnervensystem (ZNS). Das Symptomenbild im Verlauf der Krankheit wird zudem durch bakterielle Sekundärinfektionen modifiziert und beeinflusst.
Ausgelöst wird die Staupe durch einen Morbillivirus („Hundestaupevirus“, engl.: Canine distemper virus) aus der Familie der Paramyxoviridae.

Das Wirtsspektrum:
Nicht nur unsere Hunde sind empfänglich für das Hundestaupevirus. Alle Caniden sind empfänglich, d.h. sie können sich infizieren und auch daran erkranken. Zu den Caniden, den Hundeartigen, gehören: Hund, Wolf, Fuchs, Schakal, Kojote und Dingo. Weiterhin sind verschiedene Arten von Kleinbären (Procyonidae) wie Waschbären, Katzenbären und Wickelbären empfänglich als auch die Familie der Mustelidae, zu der Frettchen, Nerz, Wiesel und Skunks gehören.
In den 80er Jahren trat bei den Robben in der Nordsee eine mit vielen Todesfällen verlaufende Seuche auf, die durch ein Morbillivirus (Phocine distemper virus, PDV), welches dem Hundestaupe-Erreger sehr ähnelt, verursacht wurde. Zur gleichen Zeit herrschte unter den arktischen Füchsen und Huskys eine Staupeepidemie, so dass eine Verbindung zwischen Erregern und Infektion der Tiere nahe liegend erscheint.

Greenpeace: Seehunde – Wehrlos gegen Virusinfektion

Der Verdacht, dass das Staupevirus der Erreger der Multiplen Sklerose (MS) als auch der subakuten sklerosierenden Panenzephalitis (SSPE) des Menschen ist, hat sich nicht bestätigt.

Das Virus
Das Hundestaupevirus ist ein Morbillivirus, welches mit dem Rinderpest- und Masernvirus verwandt ist. Bei diesem Virus handelt es sich um ein behülltes Virus mit einem helikalen Kapsid.
Es gehört zu der Familie der Paramyxoviridae und verursacht eine multisystemische Erkrankung über eine an Leukozyten gebundene Virämie.
Die Virushülle ist mit Spikes besetzt, welche anders als andere Paramyxoviren keine Hämagglutinin-, Neuramininidase- und hämolytische Aktivität aufweisen. Die innenliegende RNA (Ribonukleinsäure) ist einzelsträngig und nicht segmentiert. Die Virusvermehrung (Replikation) findet im Zytoplasma und an der Zellmembran infizierter Zellen statt.
Die Größe des Virus beträgt 100-300 nm, und sein pH-Optimum liegt bei 7,0.

Schematische Darstellung eines Morbillivirus, ViralZone
Taxonomie des Canine Distemper Virus
Genom-Code des Canine Distemper Virus

Die Infektion
Entscheidend für die Art der Infektion sind die Ausscheidungswege, die Ausscheidungsdauer und die Überlebensfähigkeit des Erregers außerhalb seines Wirtes. Aufgrund von Forschungsergebnissen kann man folgende Aussagen treffen: Die Ausscheidungsdauer ist mit ein bis zwei Monaten verhältnismäßig kurz und demnach existieren vermutlich nur wenige latente Virusträger. Das Virus ist wärmeempfindlich, aber kälteresistent. Da es auch empfindlich gegenüber alkalischem Milieu ist, bietet sich eine 3%ige Natronlauge zur Desinfektion an. Außerhalb des Tierkörpers ist das Hundestaupevirus nicht lange überlebensfähig. Die größte Rolle bei der Art der Ansteckung kommt der direkten Infektion über die Schleimhäute des Respirationstraktes und Konjunktiven zu (Tröpfcheninfektion). Die Ansteckung über Schnuppern (Kot/Urin), Decken, Futter, Zwinger spielt aufgrund der geringen Überlebensdauer des Virus außerhalb seines Wirtsorganismus eher eine geringe Rolle. Eine Übertragung über die Plazenta im Mutterleib ist möglich. Jedoch führt nicht jede Infektion zu einem Ausbruch der Erkrankung.

Die Immunität
Ob ein Hund nach einer Infektion auch an Staupe erkrankt, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Einer davon ist der Immunitätsstatus des Individuums, welcher unter anderem auf der passiven Übertragung von maternalen Antikörpern (über die Plazenta; Kolostralmilch), einer durchgemachten Infektion oder auch einer Impfung gegen Staupe basiert.
Weiterhin spielt das Alter des Hundes eine Rolle: mit zunehmendem Alter des Hundes sinkt die Empfänglichkeit für Staupe. So liegt die Staupeempfänglichkeit bei Hunden im Alter von vier bis sechs Monaten bei rund 75%, wogegen sie bei Hunden im Alter von sechs bis zehn Jahren nur noch bei rund 4% beträgt. Diese absinkende Rate ist Folge der aktiven Immunisierung (Impfungen und auch natürlich durchgemachte Infektionen ohne Krankheitsausbruch). Eine fehlende Grundimmunität basiert auf der Isolation des Hundes, der so keinerlei Kontakt zu dem Virus bekommt und deshalb keine Abwehr aufbauen kann. In nicht-immunen Beständen kann es bei einer Infektion zu einer seuchenartigen Ausbreitung der Staupe mit hoher Letalität kommen, welche gleichermaßen alte als auch junge Tiere betrifft.
Ein weiterer Faktor ist das Klima: Dieses kann sich sowohl günstig als auch ungünstig auf die körpereigenen Abwehrkräfte auswirken. So können unter raueren Klimabedingungen die Schleimhäute des Hundes gereizt sein oder aber auch das Virus in der Umwelt besser überleben (Kälteresistenz).
Ob eine Rassendisposition besteht, ist umstritten. Zu viele Faktoren spielen eine Rolle, als dass man eine genetische Vererbbarkeit der Anfälligkeit gegenüber Staupe belegen könne.
Auch ist die körperliche Verfassung des Hundes ein weiterer Faktor, von dem die Staupeempfänglichkeit beeinflusst wird. Stress, erhöhte Leistungsanforderungen, andere Erkrankungen und auch Parasitenbefall begünstigen die Staupeempfänglichkeit. Mangelernährung kann beispielsweise zu bestimmten Nährstoffdefiziten führen, was sich nachteilig auf die Bildung von Antikörpern auswirkt.

Die Pathogenese
Frühestens drei Tage nach der Infektion erfolgt die septikämische Verbreitung des Virus: über die Blutbahn gelangt das Virus in den gesamten Körper und die einzelnen Organen. Hierbei weist das Staupevirus keine spezielle Affinität zu bestimmten Organen auf, sondern sammelt sich im mesenchymalen retikulohistiozytären und lymphatischen Gewebe an. Auch in Gehirn und Liquor findet sich der Virus, wobei der Liquor nur als Virusträger fungiert und die Virusvermehrung im Gehirn von statten geht. Im Blut erfolgt der Virustransport an Erythrozyten gebunden und in den unterschiedlichen Zellfraktionen (Leukozyten).
Mit Beginn der Virämie (oder etwas verzögert) tritt Fieber auf. Der Allgemeinzustand des Hundes ist angeschlagen; er ist matt.
Anfänglich kommt es zu einer kurzzeitigen Leukopenie. Es folgt eine Verarmung an Lymphozyten und Retikulumzellhyperplasie. Leukozytose, Neutrophilie und Lymphopenie sind die Folge. An den Organen kommt es zu entzündlichen degenerativen Prozessen. Das Virus vermehrt sich. Nach einem kurzen fieberfreien Intervall tritt nun erneut eine zweite Fieberphase ein.

Ist der Hund nicht in der Lage ausreichend neutralisierende Antikörper zu bilden, so kann es zu einer verlängerten Virämiephase kommen, die den Krankheitsverlauf vorantreibt und in der Regel tödlich endet.

Das Krankheitsbild und die Symptome
Die Inkubationszeit beträgt drei bis sieben Tage. Zeitgleich zu dem ersten starken Fieberschub (bis zu 41°C) treten die ersten Symptome auf: Der Hund ist schlapp und hat einen geminderten oder gar keinen Appetit. Zudem sind die Tonsillen gerötet und geschwollen und Bindehäute als auch Nasenschleimhäute sind entzündet; die Augen tränen und die Nase läuft.
Nach wenigen Tagen tritt eine scheinbare Verbesserung ein: das Fieber geht zurück und der Appetit kehrt wieder. Doch dies hält nur für wenige Stunden bis zwei Tage an und es kommt zu einem zweiten Fieberanstieg, der allerdings nicht so hoch ist wie der vorhergehende.

Das Erscheinungsbild des weiteren Krankheitsverlaufes wird durch bakterielle Sekundärinfektionen modifiziert: aus der wässrigen Bindehautentzündung kann aufgrund von Bakterien eine eitrige Entzündung werden und die Entzündung kann sich auf Hornhaut und Iris ausweiten (Keratitis, Iritis).

Das Fell wird matt und stumpf, fällt aus. Ausschläge (Exantheme) und Pusteln können auftreten (vermehrt an Unterbauch und in Gehörgängen).
Bei schwerem Krankheitsverlauf kann es am ganzen Körper zu Schuppenbildung kommen, Schwellung und Haarausfall an Augenlidrändern (sogenannte „Brillenbildung“); die Nase ist trocken und rissig mit trockenen Auflagerungen. Auch an den Ballen der Pfoten kann es zu einer Veränderung kommen: Sie werden spröde, hart und rissig und es bilden sich hyperkeratotische Auflagerungen. Dies nennt man „Hard-Pad-Syndrom“. Bei betroffenen Tieren stellen sich meistens auch zentralnervöse Störungen ein.

Typisch sind respiratorische Symptome: es treten katarrhalische Entzündungen der oberen Atemwege auf. Augen- und Nasenausfluss deuten auf diese Entzündungen hin; Bindehäute und Nasenschleimhäute sind gerötet und gereizt. Der Hund niest und/oder hustet, hat Atemnot und deutliche Atemgeräusche. Aus dieser Symptomatik kann sich durch eine Sekundärinfektion eine Bronchopneumonie entwickeln.

Auch der Verdauungsapparat ist meist mit betroffen. Der Appetitlosigkeit und Tonsillitis können Erbrechen und Durchfall folgen, welche zu einer starken Abmagerung, Dehydratation und folglich auch körperlicher Entkräftung führen.

Bei Junghunden, die sich während einer Staupeerkrankung im Zahnwechselalter befinden, kann es zu dauerhaften Schädigungen des Ersatzgebisses kommen. Die Schmelzbildung wird beeinträchtigt und die Zähne weisen dauerhaft furchen, grübchen- und punktförmige Eindellungen auf („Staupegebiss“).

Im Verlauf der Erkrankung weist das Blutbild starke Veränderungen auf, die in Abhängigkeit mit den Sekundärinfektionen variieren können. Jedoch lassen die Veränderungen des Blutbildes prognostische Hinweise auf den Verlauf und auf etwaige Komplikationen im Krankheitsverlauf zu.

Zentralnervöse Störungen können im Verlauf der Krankheit auftreten, aber auch noch nach bereits ausgestandener und abgeheilter Allgemeinstaupe. So kann es beispielsweise zu Schläfrigkeit, allgemeiner psychischer Abstumpfung oder Erregungszuständen des Hundes kommen, welche sich durch unmotiviertes Heulen und Aggressivität äußern können. Sehfähigkeit, Geruchs- und Gehörsinn können beeinträchtigt werden oder gar vollkommen ausfallen.
Am Häufigsten äußern sich die zentralnervösen Störungen jedoch durch Bewegungsstörungen (Motilität). Zwanghafte Bewegungsabläufe, unkoordinierte Bewegungen als auch Muskelzuckungen (sogenannte Tics oder Myoklonien, „Staupetick“) und Krampfanfälle (in unterschiedlicher Stärke und Häufigkeit, auch epileptiform) können auftreten.

Petsontour.de: Fotos vom “Staupegebiss”, eitriger Konjunktivitis und Hyperkeratose der Ballen (Hard-Pad-Syndrom)

Der Verlauf und die Formen
Die Staupe kann akut, subakut oder chronisch verlaufen.
Man unterteilt sie anhand ihrer dominierend auftretenden Symptome in verschiedene Formen:

  • Katarrhalische Staupe
  • Respiratorische Staupe
  • Gastrische Staupe
  • Pneumonische Staupe
  • (Zentral-)nervöse Staupe
  • Hard-Pad-Syndrom

Oftmals geht im Krankheitsverlauf die eine Form in die nächste über.

Die Prognose
Die Prognose ist auch bei einer Staupe mit nur leichtgradigen Symptomen immer vorsichtig zu beurteilen.
Da es nicht möglich ist, den Erreger direkt anzugehen, bleiben der Verlauf und der Ausgang der Krankheit unkontrollierbar und unvorhersehbar.
Zentralnervöse Komplikationen können zudem auch nach der Abheilung der allgemeinen Staupe auftreten.
Die pneumonische und vor allem die zentralnervöse Form haben die ungünstigste Prognose. Heilungen oder zumindest Symptomfreiheit können jedoch auch hier erreicht werden; allerdings besteht im Verlauf der Krankheit oftmals die Notwendigkeit einer frühzeitigen Euthanasie.

Die Diagnose
Die Diagnose lässt sich zumeist schon anhand der klinischen Symptomatik und des Krankheitsverlaufes stellen. Hierbei spielt der Übergang von einer zu Beginn wässrigen (serösen) Entzündung von Bindehäuten und/oder Nasenschleimhäuten zu einer eitrigen (mukösen) Entzündungsform eine tragende Rolle.
Alter und Impfstatus spielen bei der Diagnosestellung keine Rolle, da Impfdurchbrüche (Erkrankung trotz Impfung) häufiger vorkommen als angenommen.
Durch PCR (Polymerase-Kettenreaktion ist der Nachweis viraler RNA aus Blut, Liquor cerebrospinalis, Harn oder Konjunktivalabstrichen möglich.
Auch mittels Nachweis zytoplasmatischer Einschlusskörperchen lässt sich die Diagnose sichern. Abstriche von der Nickhaut („drittes Augenlid“) können mittels histologischer Färbung Aufschluss geben. Weiterhin kann man in mittels direktem Immunofluoreszenztest einen direkten Antigennachweis im Abstrich von Konjunktiven oder Tonsillen durchführen.
Die Abstriche können frühestens ab dem 5. Tag und bis zu 3 Wochen nach der Infektion durchgeführt werden.
Blut- und Urinuntersuchung spielen diagnostisch keine Rolle, da Blut- und Harnstatus in Abhängigkeit mit den Sekundärinfektionen stark variieren können und keinen eindeutigen Aufschluss über eine Staupeerkrankung zulassen. Jedoch sind diese Untersuchungen hilfreich für Prognose und Überwachung des Krankheitsverlaufes.

Elektronenmikroskopische Fotos: Intrazytoplasmatische Einschlusskörperchen / Antigen

Die Differentialdiagnose
Im Zuge der Diagnosefindung gilt es im Falle der Staupe einige Infektionskrankheiten und auch Organkrankheiten auszuschließen, die mit einer ähnlichen Symptomatik einhergehen.
Dazu gehören unter anderem:

  • Toxoplasmose – staupeähnlicher Verlauf mit Enzephalitis- und pneumonischen Symptomen
  • Leptospirosen – hier herrschen eher Nieren- als auch Lebersymptome vor, entzündliche Schleimhautprozesse fehlen gänzlich
  • Gastrointestinale Erkrankungen – es treten im Gegensatz zu der Staupe durchaus
  • Nierenstörungen auf, wenn auch nicht unbedingt deutlich, sondern eher diskret
  • Bakterielle Septikämien – sind vor allem bei Welpen von der Staupe abzugrenzen
  • Akute Tonsillitiden (Mandelentzündung) anderen Ursprungs sind auch erst einmal staupeverdächtig
  • Bindehautentzündung und Rhinitis – hier ist stets an die Staupe zu denken

Die Prophylaxe
Der Gehalt neutralisierender Antikörper im Blutserum (AK-Titer) wird als Maß für die Immunität eines Hundes gegenüber Staupe gewertet. Ein AK-Titer von mindestens 1:100 gewährleistet ausreichend Immunität.
Die Antikörper-Bildung wird durch Schutzimpfungen in Gang gesetzt. Man unterscheidet die Form der passiven Schutzimpfung und die der aktiven Impfung.
Die passive Immunisierung gewährleistet einen schnellen, dafür aber nicht langanhaltenden Impfschutz. Dabei wird ein Immunserum verwendet, welches den schon „fertigen“ Antikörper gegen die Krankheit enthält. Diese Maßnahme wird nur eingesetzt bei akut gefährdeten Hunden, welche beispielsweise auf Ausstellungen sind oder in einem Ferienheim untergebracht werden – Orte, an denen ein Kontakt mit infizierten Hunden möglich wäre.

Bei der aktiven Immunisierung hingegen bekommt der Hund den Virus in apathogener (nicht krankmachend) Form, in abgetöteter Form oder in Teilen injiziert und bildet dann erst selbst im Laufe der kommenden Tage selbstständig die neutralisierenden Anitkörper gegen die Staupe. Dadurch dauert es einige Zeit bis der Impfschutz sich entwickelt, da der Körper die Antikörper selbst herstellen muss. Dieser Impfschutz hält im Vergleich zu der passiven Schutzimpfung über lange Zeit. Auch noch nach mehreren Jahren sind Antikörper nachweisbar, jedoch sinkt ihre Anzahl im Laufe der Zeit und damit auch unter den als sicher geltenden AK-Titer von 1:100.

Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission Vet. Für Hunde – Bundesverband praktizierender Tierärzte e.V. (pdf)

Die Therapie
Es gibt derzeit kein Medikament, mit dem man den Virus direkt unter Kontrolle bekommen kann. Zwar tauchen auf dem Tierarzneimittelmarkt immer wieder neue Medikamente auf, welche beinahe wirksam sein könnten, aber diese verschwinden genauso schnell wie sie aufgekommen sind wieder in der Versenkung.
Die derzeit einzige Möglichkeit der Staupe einigermaßen Herr zu werden ist der Einsatz von Antiserum (wie bei der passiven Schutzimpfung) und Gammaglobulinkonzentraten. Wirksam ist es allerdings nur, wenn sie frühzeitig eingesetzt werden, damit sich keine Organschädigungen und nervale Komplikationen ausbilden. Dann wäre die Immuntherapie sinnlos. Aber auch eine rechtzeitige Therapie führt nicht immer zum Erfolg.
Entsprechende Antibiotika werden ebenfalls eingesetzt zur Bekämpfung der Sekundärinfektionen. Lediglich bei der fieberfreien nervösen Staupeform wird kein Antibiotikum verwendet.
Abhängig von der körperlichen Konstitution sollte viel Wert gelegt werden auf richtige, gut Ernährung, notfalls künstliche Ernährung. Weitere Therapieformen werden je nach Symptomatik (Organerkrankungen) gewählt.

Ein kurzes Schlusswort
Mein Hund zeigte zum Glück nur leichte respiratorische Symptome wie Husten und Tonsillitis. Keinerlei Medikament schlug richtig ab und mein damaliger Tierarzt rätselte, was der Ursprung sei, bis ihm eine Bemerkung seines Professors bezüglich der Staupe in den Sinn kam „Hunde gucken dann auch manchmal seltsam, wie geistesabwesend.“ Aufgrund dieses Satzes schickte er uns gleich in die Kleintierklinik Düppel der FU Berlin, wo Happy gezielt Stagloban bekam. Nach wenigen Wochen mit Inhalieren und regelmäßigen Immunglobulin-Gaben war sie wieder wie neu.


Quellen:
Ekkard Wiesner, Regine Ribbek – Wörterbuch der Veterinärmedizin
Freudiger, Grünbaum, Schimke – Klinik der Hundekrankheiten

© Jill Peters 2009 – www.visions-inside.de