In den ersten beiden Teilen über die Futtermitteletiketten finden Sie viele wichtige Informationen und Details, die Sie zur Beurteilung der Inhaltsstoffe eines Futters nutzen können. An dieser Stelle werden anhand einiger Beispiele die Angaben auf dem Futtermitteletikett gedeutet:
Was bedeutet die Futterzusammensetzung auf dem Etikett?
Vorweg eine kurze Erläuterung über die Qualitätskontrollen bei der Futtermittelherstellung. Qualitätskontrollen werden bei der Herstellung von Futter nicht gefordert. Sie sind nicht gesetzlich festgelegt, sondern liegen im Ermessen des Herstellers.
Der Hundehalter als Kunde legt Wert auf das Urteil von Futtermittelvertreibern (wie Tierärzte und Zoofachhandlungen u.a.) und über Mundpropaganda (Tierärzte, Züchter, andere Tierhalter) erwirbt sich der jeweilige Futtermittelhersteller einen gewissen Ruf bezüglich der Qualität des von ihm hergestellten Futters. Diese Qualität ist jedoch relativ, da der Begriff „Qualität“ für verschiedene Menschen unterschiedliche Bedeutung und Gewichtung hat.
Die Qualitätskontrollen liegen im Ermessen des einzelnen Futterherstellers. Manche sind sehr engagiert und entwickeln sogar weltweite Standards fest, führen zahlreiche Tests zur Feststellung der Qualität des Endproduktes durch, andere hingegen kümmern sich weniger um die Kontrollen. Manche verwenden nur hochwertige Zutaten, andere hingegen greifen lieber zu billigen Inhaltsstoffen.
Beispiel 1: Hersteller W, Alleinfutter, Futtersorte A „mit zartem Rindfleisch, Pasta und grünen Bohnen“
Die Beschreibung klingt in unseren Ohren erst einmal nach einem kulinarischen Produkt. Es läuft dem Hundebesitzer selbst schon das Wasser im Munde zusammen. Das klingt lecker, natürlich und gesund.
Die Zusammensetzung auf dem Etikett liest sich wie folgt:
Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (u.a. mind. 4% Rind,), Gemüse (mind. 4 % grüne Bohnen), Bäckereierzeugnisse (mind. 4% gekochte Nudeln), Getreide, Mineralstoffe, pflanzliche Nebenerzeugnisse.
Zusatzstoffe:
Vitamin E: 15 mg/kg, Farb- und Konservierungsstoffe (EG-Zusatzstoffe)
Erläuterung: Der größte Anteil des Futters besteht aus Fleisch und tierischen Nebenerzeugnissen. 4% des Fleisches und 4% der tierischen Nebenerzeugnisse stammen vom Rind. Damit sind 4% dieser Futtermittelgruppe genauer definiert. Woraus sich der Rest zusammensetzt und in welchen Anteilen ist nicht erkennbar für den Kunden.
Ähnliches gilt für den zweithöchsten Anteil des Futters, Gemüse: auch hier ist es nicht erkennbar, woraus sich die restlichen 96% des Gemüseanteils zusammensetzen.
Bäckereierzeugnisse: darunter fallen Brot, Kuchen, Nudeln und vieles mehr. Dies kann auch ein Hinweis sein auf versteckten Zuckergehalt im Futter.
Auch bei dem Getreideanteil ist nicht ersichtlich, woraus der Hauptteil – immerhin 96% – besteht.
Der Hundehalter und Futtereinkäufer hat jetzt im Hinterkopf, dass für seinen vierbeinige Fleischfresser daheim viele Getreidesorten schlecht verdaulich sind. Reis zählt zu den gut verdaulichen Getreidesorten für Fleischfresser.
Mineralstoffe: Zusatzstoffe, um eventuelle Unausgewogenheiten der Futterbestandteile auszugleichen, damit es vollwertig ist.
Pflanzliche Nebenerzeugnisse – dies kann wieder „alles oder nichts“ sein, denn die Definition dieser Gruppe ist sehr vage und offen gehalten. Auch hier spielt bei der Entscheidung zum Kauf der Ruf des Herstellers und das Vertrauen in ihn eine große Rolle.
Farbstoffe sollten in einem Tierfutter gänzlich überflüssig sein. Hier kommt es nur dem Auge des Hundehalters zugute.
Der Einsatz von Konservierungsstoffe ist fragwürdig. Von Interesse wäre hier, welche Konservierungsstoffe eingesetzt worden sind.
Beispiel 2: Hersteller X, Alleinfutter, Futtersorte B „mit Geflügel, Gemüse und Reis“
Die Informationen über dieses Produkt stammen nicht von der Etikettierung, sondern von der Hersteller-Homepage. Wie das Futter in Beispiel 1 erscheint das Produkt dem Futterkäufer auf den ersten Blick gesund und natürlich.
Ein Blick auf die vom Hersteller versprochene Zusammensetzung verrät Folgendes:
Getreide (mind. 4% Reis), pflanzliche Nebenerzeugnisse, Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse ( mind. 4% Geflügel), Getreide (mind. 4%), Öle und Fette, Gemüse (mind. 4%), Mineralstoffe, Milch und Molkereierzeugnisse, Zucker.
Erläuterung: Betrachtet man die Reihenfolge der Auflistung der Inhaltsstoffe, so lässt sich erkennen, dass Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse erst an dritter Stelle angeführt werden und somit nur den drittgrößten Anteil in dieser Zusammensetzung ausmachen. Fleisch sollte jedoch immer der Hauptbestandteil eines Futters für Fleischfresser sein!
Stattdessen ist der Hauptbestandteil Getreide, von dem nur 4% sicher aus Reis bestehen. Der restliche Getreideanteil ist nicht weiter beschrieben. Dies könnte auf einen hohen Gehalt an für unseren Hund schwerverdaulichen Getreide hinweisen.
Dazu kommt der zweithöchste Anteil: pflanzliche Nebenerzeugnisse. Wie bereits in Beispiel 1 beschrieben, ist es unklar, was sich hinter diesem Begriff verbirgt.
Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse machen nur den dritthöchsten Anteil aus. Hiervon sind wiederum 4% Fleisch von Geflügel und 4% tierische Nebenerzeugnisse aus der Geflügelverarbeitung. Um welches Geflügel es sich handelt, wird nicht näher dargelegt.
Und nun der irritierende Punkt: an vierter Stelle wird erneut Getreide angeführt mit einem Mindestgehalt von 4%. Die Angaben über den Getreidegehalt könnten fälschlicherweise bei der Produktbeschreibung auf der Internetpräsenz des Herstellers entstanden sein. Auf jeden Fall sollte beim Kauf noch mal ein Kontrollblick auf das Etikett geworfen werden.
Es folgen Öle und Fette, deren Herkunft ebenfalls nicht weiter beschrieben ist. Das Gemüse, mit dem im Namen geworben wird, findet sich an sechster (!) Stelle in der Aufzählung. Auch hier ist unklar, worum es sich handelt. Es folgen Mineralstoffe, Milch und Molkereierzeugnisse und das Schlusslicht bildet… Zucker. Zucker hat in Hundefutter nichts zu suchen.
Beispiel 3: Hersteller Y, Alleinfuttermittel, Futtersorte mit Huhn, amerikanischem Zander und Vollei
Dieses Produkt stammt aus Kanada und der Hersteller bewirbt es als „getreidefrei und mit frischen, natürlichen Zutaten aus der Region“.
Zusammensetzung:
Dehydriertes Hühnerfleisch (40%), Rotkartoffeln, frisches Hühnchen ohne Knochen, Erbsen, Hühnerfett, frischer entgräteter amerikanischer Zander, Kürbis, frische Eier, sonnengetrocknete Alfalfa, frische entgrätete Seefelchen, Hühnerknorpel, Apfel, Karotten, Speiserübe, organische Meerespflanzen (Seetang, Blasentang, Rotalgen), Wacholderbeeren, Preiselbeeren, Felsenbirne, schwarze Johannisbeeren, Engelwurz, Zichoriewurzel, roter Klee, rote Himbeerblätter, Löwenzahnwurzel, Pfefferminzblätter, Dotterblumen, Kamilleblüten, Rosmarin, Lactobacilus acidophiles (DSM 13241), Enterococcus faecium (NCIMB 10415)
Zusatzstoffe:
Vit A 18K IE, Vit D 2K IE, Vit E 400 IE, Niacin 235 mg, Vit C 100 mg, Thiamin 65 mg, Riboflavin 52 mg, Vit B12 0,46 mg, Pyridoxine 40 mg, Cholin 36 mg, Biotine 0,6 mg, Eisenproteine 244 mg, Zinkproteine 200 mg, Manganproteine 24 mg, Kupferproteine 20 mg
Konservierungsstoffe: natürliches Vitamin E, Rosmarin
Erläuterung: Jegliches Futterbestandteil ist aufgeführt und detailiert beschrieben. Die Bestandteile sind angelehnt an die Nahrung, die der Hund (oder Wolf) in freier Natur zu sich nimmt. So fehlt jegliches Getreide in der Zusammensetzung, wogegen der pflanzliche (für den Hund geringe) Bedarf durch eine Vielzahl an Kräutern, Beeren und anderen Pflanzen gedeckt wird.
Noch einmal zur Erinnerung: der Hersteller kann, muss aber nicht, solche detaillierten Angaben über die Zusammensetzung machen. Wenn er diese Angaben macht, so ist deren Inhalt gewährleistet, denn der Hersteller darf natürlich keine falschen Versprechungen oder Angaben auf dem Etikett machen.
Bei dieser Sorte ist jede Zutat genau mit Namen definiert worden – dem Käufer ist genau ersichtlich, was aus welchen Zutaten sich das Futter zusammensetzt. Die Angaben sind offen dargelegt und somit gewährleistet der Hersteller die gleichbleibende Qualität seines Produktes: während Bezeichnungen wie „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“ einen Spielraum bezüglich der Zusammensetzung lassen, sind bei dieser „offenen“ Deklaration die Zutaten klar definiert.
Dies erhöht das Vertrauen, das man in die Qualität dieses Produktes haben kann. Natürlich gibt nicht jeder Hersteller eines solchen Qualitätsproduktes immer alles so detailliert an – bei vielen qualitativ sehr guten Futtermitteln wird die Zusammensetzung weiterhin in die Futtermittelgruppen unterteilt angegeben (siehe Artikel „Futtermitteletiketten Teil 2“). Dies ist ausreichend nach der gesetzlichen Regelung für die Etikettierung.
Die ersten beiden Teile dieses Artikel finden Sie an dieser Stelle:
Futtermitteletikettenkunde Teil 1 – Was verbirgt sich dahinter?
Futtermitteletikettenkunde Teil 2 – Inhalts- und Zusatzstoffe
© Jill Peters 2009 – www.visions-inside.de