Sie rufen und rufen und Ihr Hund kümmert sich nicht um Sie, sondern spielt und stöbert ungerührt weiter? Sie sagen einmal „Sitz“ und es passiert nichts? Sie sagen nochmal „Sitz“ und Ihr Hund schaut Sie an und wedelt, statt sich hinzusetzen? An dieser Stelle können Sie nachlesen, warum das der Fall ist und wo der Fehler in Ihrer Erziehung liegen könnte:
1. Ihr Hund ist nicht schwerhörig
Ein einziger Ruf genügt, wenn er das Kommando beherrscht. Solange Sie wiederholt nach ihm rufen, teilen Sie ihm ja mit, dass Sie da sind und auf ihn warten oder gar ihm hinterherlaufen. Er nimmt sie nicht für voll, denn mehrmaliges Rufen untergräbt Ihre Autorität.e
Geben Sie einmal das Kommando und wiederholen nicht maschinengewehrartig immer wieder den gleichen Befehl. Wenn Sie Ihren Hund gerufen haben und er kommt nicht, dann bedarf es mehr Übung: gehen Sie ein paar Schritte zurück zu den anfänglichen „Hier“-Übungen und trainieren Sie sie mit Ihrem Hund gezielt.
Manchmal kann es auch eine gute Hilfe sein, wenn man sich außer Sicht- und Hörweite des Hundes begibt (beispielsweise hinter einem Baum versteckt), aber bitte nur in Gebieten, die Sie überblicken können und gegebenenfalls rechtzeitig intervenieren können, sollte sich eine mögliche Gefahr andeuten. Haben Sie die Situation klar im Überblick, lassen Sie Ihren Hund ruhig mal „dumm dastehen“, wenn ihm auf einmal auffällt, dass sein Mensch weg ist. Das nächste Mal wird er Sie schon aufmerksamer im Blick behalten.
2. Das Kommando ist unklar
Ihr Hund liest aus ihrer Körperhaltung und Gestik etwas anderes als er von Ihnen zu hören bekommt: Sie können noch so freundlich „Hier!“ rufen – wenn Sie ungeduldig mit der Leine in der Luft herumfuchteln, wütend auf der Stelle treten und vor Zorn beben (weil er nicht kommt), dann wird Ihr Hund auch immer noch nicht kommen.
Klare Kommandos sind das A und O in der Hundeerziehung. Sie können nicht nur Worte, sondern auch Ihre Stimmlage einsetzen: ein freundlich-auffordernd, helles (gequietschtes) „Hiiiihiiiiier“ ist attraktiver für Ihren Hund als ein gebrummeltes „Na, komm schon“. Dazu hocken Sie sich hin, klopfen auffordernd mit der Hand auf Ihren Oberschenkel oder Ähnliches. So zeigen Sie Ihrem Hund auch durch die Körpersprache, dass es toll ist, wenn er nun zu Ihnen läuft.
3. Nachlässigkeit
Sie haben Ihrem Hund das Kommando konsequent beigebracht und er beherrscht es. Sie werden mit der Zeit nachlässiger, bleiben nicht mehr konsequent und setzen auch die Übungen mit Ihrem Hund nicht mehr fort: bald wird auch Ihr Hund nachlässiger, was die Zuverlässigkeit seines Kommandogehorsams angeht.
Üben Sie regelmäßig auch alte, längst gelernte Kommandos wieder mit Ihrem Hund. So bleiben Sie und Ihr Hund am Ball und nichts wird vergessen.
4. Ständige Wiederholungen
Sie haben Ihren Hund abgelegt und „Bleib“ gesagt. Nun entfernen Sie sich langsam und wiederholen dabei nahezu beschwörerisch „Bleib… Bleeeeib… Bleeeeiiiiib!“. Sobald Sie schweigen, springt Ihr Hund auf, denn er hat gelernt, dass es solange liegen bleiben muss, wie Ihr Kommando ertönt.
Fangen Sie lieber klein an: in dem Beispiel mit der „Bleib“-Übung, gehen Sie anfangs gar nicht weit weg, damit Sie direkt Ihren Hund korrigieren können, falls er aufstehen will. Steigern Sie die Übung langsam, was Dauer und Entfernung zu Ihrem Hund angeht. Lieber langsam und erfolgreich lernen als zuviel auf einmal zu wollen und die Übung so zu versemmeln.
5. Schlechtes Timing
Ihr Hund stöbert in einiger Entfernung herum und als Sie ihn rufen, hockt er sich just hin, um sein Geschäft zu verrichten. Ihr „Hier!“ kann er also gar nicht in diesem Moment ausführen. Beißen Sie sich lieber auf die Zunge, wenn Sie sehen, dass Ihr Hund abgelenkt wird und wahrscheinlich nicht direkt reagieren könnte.
Eine wichtige Regel in der Hundeerziehung ist, dass Sie immer schon vorhersehen sollten, was passieren könnte, damit Sie entsprechend agieren können statt reagieren zu müssen. Wollen Sie mit Ihrem Hund üben, dann meiden Sie solche Momente, bei denen ein Misserfolg einer Übung schon von Vornherein vermutlich ist. Suchen Sie lieber die Momente, die sich Ihnen bieten: Ihr Hund kommt von selbst auf Sie zugerannt, rufen Sie ihn nun freudestrahlend mit einem „Hiiihiiier“ und belohnen ihn.
6. Zu späte Belohnung
Sie rufen „HIer“, Ihr Hund kommt, Sie kramen in der Tasche nach der Belohnung, aber es dauert bis sie den Hundekeks in der Hand halten. Ihr Hund winselt vor Ungeduld. Sie geben ihm das Leckerchen und er hat nun gelernt, wenn er winselt, dann bekommt er das Leckerlie.
So eine Fehlverknüfung bei einer Übung ist uns Menschen im ersten Augenblick gar nicht offensichtlich, aber man muss sich klar machen, dass ein Hund Lob und Tadel nur mit direkten Geschehnissen verknüpfen kann. Das gleiche Prinzip gilt auch, wenn Sie nach Hause kommen und einen Hundehaufen im Flur vorfinden. Nun ist es für einen Tadel zu spät. Es ist eigentlich generell zu spät, Sie hätten längst vor dem „Unfall“ mit Ihrem Hund rausgehen sollen, um diese Situation zu vermeiden. Es bleibt Ihnen nichts anderes als sich mit Putzmitteln zu bewaffnen und stillschweigend die Bescherung zu beseitigen. Nein, gehen Sie besser noch davor mit Ihrem Hund raus. Er wird es Ihnen danken und das „Geschäft“ läuft auch nicht davon.
7. Örtlichkeiten und damit verbundene Verknüpfungen
„In der Hundeschule konnte er alles noch! Und Zuhause und beim Spazierengehen klappt es gar nicht mehr mit dem Hören.“ In der Hundeschule motivieren Sie Ihren Hund mit Leckerchen, konzentrieren sich darauf mit ihm zu arbeiten – und Zuhause soll das Ganze auf einmal ohne regelmäßige Übung und Motivation funktionieren? Das wird wohl nicht der Fall sein.
© Jill Peters 2009 – www.visions-inside.de