Der nahende Geburtstermin der eigenen Hündin kann für den Hundehalter zu einer nervenaufreibenden Angelegenheit werden. Man hat zwar gelesen, dass es voraussichtlich am 63. Tag der Trächtigkeit soweit sein soll, aber man weiß auch, dass dies ein Durchschnittswert ist und der Geburtstermin abweichen kann. Normalerweise findet die Geburt zwischen dem 57. und dem 65. Tag der Trächtigkeit statt. In der Regel wird auch Ihre Hündin am 63. Tag werfen – trotzdem gehören Abweichungen durchaus zu der Norm. Sie merken, dass ich dies etwas deutlicher betone als vielleicht in manch einer Beschreibung einer Hundegeburt zu lesen ist. Dies hat lediglich den Zweck Sie zu beruhigen. Für eine normal verlaufende Geburt ist es eine gute Basis, wenn die Umgebung der Hündin entspannt und ruhig ist. Dazu gehört auch, dass Sie als Besitzer ruhig und gelassen in dieser Situation bleiben. Außerdem bereiten Sie sich ja auch gründlich auf die Geburt vor und informieren sich. Schreiben Sie sich wichtige Dinge am besten auf, so dass Sie die Informationen griffbereit haben, wenn es soweit ist. Denn dann kann es unter Umständen doch passieren, dass Sie in der Aufregung Ihren Kopf verlieren.

Vorbereitungen

Wenigstens eine Woche vor dem errechneten Geburtstermin sollte das Wurflager, die Wurfkiste vorbereitet sein. Entsprechend der Größe der Hündin sollten die Maße der Wurfkiste sein: Die Höhe ist größer als das Schultermaß der Hündin und die Grundmaße sollten so sein, dass die Hündin sich auf der Seite ausgestreckt hinlegen kann. Der Zugang ist so beschaffen, dass die Hündin problemlos rein- und rausgehen kann, aber kein Welpe aus Versehen herausgeschoben werden oder herauskrabbeln kann. Sollte die Wurfkiste mit einem Deckel/Dach versehen sein, so empfiehlt es sich, wenn dieses leicht abnehmbar oder aufklappbar ist. Ist die Kiste oben offen, so können Sie als Sicht- und Zugschutz eine Decke oder ein großes Tuch darüber spannen und mit beispielsweise Wäscheklammern befestigen.
Wenn sich die Wurfkiste nicht innerhalb der wohltemperierten Wohnung befindet, so ist eine gute Isolierung notwendig. Gerade der Boden muss gut gedämmt sein, um das Eindringen von Bodenkälte in die Kiste zu vermeiden. Sonst können die Welpen schnell auskühlen.

Halten Sie alles Notwendige für eine Geburt parat. Dazu gehören:

  • saubere, fusselfreie Handtücher und Laken zum Wechseln
  • die Telefonnummer Ihres Tierarztes
  • die Telefonnummer der nächsten Tierklinik (sollte Ihr Tierarzt nicht abkömmlich sein)
  • die Telefonnummer eines erfahrenen Züchters, den Sie zuvor schon um Rat, Tat und Beistand gebeten haben
  • eine gute Lektüre, die Sie beim Warten ablenken kann

Natürlich sollten Sie auch Ihre Notizen und Literatur über die Hundegeburt griffbereit haben – jedoch werden Sie nicht wirklich die Zeit zum Nachschlagen und Nachlesen über die Geburt haben. Das ist etwas, was Sie sich bereits vorher anlesen können. Im Bedarfsfall werden Sie sowieso nicht die Ruhe und Muße haben für Recherchen was zu tun ist.

Woran erkennt man, dass es soweit ist?

Es ist natürlich, dass Sie zum näherrückenden Geburtstermin vermehrt auf Ihre Hündin achten und beginnen sie mit Argusaugen zu beobachten. Aber auch schon in diesen Tagen führen Sie sich vor Augen, dass Sie ruhig und entspannt bleiben sollten, damit Sie durch Ihre Nervosität und Unruhe Ihre Hündin nicht unnötig aufregen. Ihre Anspannung überträgt sich sonst auf Ihre Hündin. Bleiben Sie also cool und machen Sie sich (und Ihre Hündin) nicht verrückt.

Folgende Anzeichen kündigen die nahe Geburt an:

  • Die Hüftknochen sind deutlich erkennbar.
  • Der Bauch, der vorher rund herum dick war, senkt sich ab und rundet sich nun nach unten hin, da die ungeborenen Welpen sich im Mutterleib absenken.
  • Die Körpertemperatur sinkt leicht ab (normal: ~38,5°C).
  • Die Hündin kann appetitlos sein und das Futter verweigern.
  • Sie ist unruhig und scharrt an dem von ihr auserkorenen Wurfort (bestenfalls die vorbereitete Wurfkiste).
  • Je näher der Termin rückt, desto unruhiger und hektischer wird sie.
  • Die Hündin beginnt sich vermehrt zu lecken.
  • Sie hechelt und schaut sich nach hinten um, wie um zu sehen, was da passiert.
  • Auch klarer Scheidenausfluss ist ein deutliches Zeichen für die bevorstehende Geburt.

Bedenken Sie jedoch, dass jede Hündin anders ist und anders reagiert wie andere. Während die eine schon Tage vor der Geburt unruhig ist und in ihrem Lager scharrt, beginnt die nächste Hündin erst wenige Minuten vor dem Geburtsbeginn damit.
Auf die Temperaturmessmethode sollten Sie sich nicht verlassen: Messen Sie morgens und abends die Temperatur, das ist ausreichend. Wenn Sie beginnen im zweistündigen Abstand zu messen, so machen Sie Ihre Hündin nur unnötig nervös.
Auch die Aussage, dass eine Hündin vor kurz vor der Geburt das Futter verweigert, wird von einigen Hündinnen widerlegt. Diese nehmen selbst eine Stunde vor Beginn der Wehen noch Futter an.
Wenn Ihre Hündin noch einmal raus möchte, dann leinen Sie sie bitte dabei an. Nicht, dass sie sich draußen den vermeintlich geeigneten Platz für die Geburt sucht.

Der Ablauf der Geburt

Der Geburtsvorgang lässt sich in zwei Phasen unterteilen: Die Eröffnungsphase und die Austreibungsphase.

Ausgelöst wird die Geburt durch verschiedene Faktoren:

  • Hormonelle Steuerung: Es wird vermehrt Cortisol gebildet, welches die Östrogenwirkung unterstützt. Dadurch wird die Progesteronwirkung und -bildung gehemmt. Progesteron ist das sogenannte Gelbkörperhormon, das während der Trächtigkeit eben jene aufrecht erhält. Das Absinken des Progesteronspiegels löst den Geburtsvorgang aus. Die steigende Östrogenkonzentration fördert die Geburt und lässt die Geburtswege schlaffer und weicher werden, so dass die Frucht diese leichter passieren kann.
  • Geburtsgewicht der Welpen: Das Erreichen des Geburtsgewicht der Welpen ist ebenfalls ein Signal, welches den Geburtstermin beeinflusst.
  • Auch der Druck des Welpengewichts und die Überdehnung der Plazenta gehören mit zu den Signalgebern, dass der Zeitpunkt der Geburt gekommen ist.

Die Eröffnungsphase

Durch hormonellen Einfluss kommt es zu den Eröffnungswehen. Die leichten Kontraktionen beginnen vor dem hintersten Welpen, lösen ihn langsam von der Plazenta und treiben ihn gegen den Muttermund. Dieser wird durch den Druck weiter geöffnet.

Diese Vorgänge sind mit bloßem Auge nicht sichtbar. Man kann die Kontraktionen nicht erkennen. Die Hündin ist zu diesem Zeitpunkt unruhig und scharrt sich ihr „Nest“ zurecht. Sie hechelt und schaut sich nach hinten in Richtung ihrer Flanken um. Durch das Ablösen des Zervixpfropfes bei der Öffnung des Muttermundes kann klarer Schleim an ihrer Vulva sichtbar werden.

Da zu diesem Zeitpunkt der Welpe noch von beiden Fruchthüllen umgeben ist und die Fruchthüllen noch nicht geplatzt sind, tritt noch kein Fruchtwasser aus. Die Dauer dieser Geburtsphase kann zwischen sechs und zwölf Stunden, manchmal bis zu 36 Stunden betragen.

Die Austreibungsphase

Durch die Eröffnungswehen wird der Welpe langsam durch den Muttermund in die Scheide geschoben. Nun beginnt die Austreibungsphase. Die äußere Fruchthülle platzt und das austretende Fruchtwasser sorgt für die bessere Gleitfähigkeit des Welpen in der Scheide. Gelangt der Welpe in die Scheide, so werden die Austreibungswehen ausgelöst. Diese werden durch Bauchpresse verstärkt, Die Presswehen sind deutlich sichtbar und erstrecken sich wellenartig in Richtung Schwanz. Zwischen dem Platzen der äußeren Fruchthülle und dem Austreten des Welpen können 10 bis 60 Minuten vergehen.

Es ist normal, dass die Hündin sich währenddessen hektisch leckt, sich hin und her wirft oder aufsteht und sich wieder hinlegt. Bewahren Sie Ruhe und versuchen Sie auch beruhigend auf Ihre Hündin wirken. Ebenfalls ist es normal, dass das austretende Fruchtwasser zuerst wässrig ist und später auch blutig ist. Lassen Sie sich auch nicht dadurch irritieren, dass der schon sichtbare Welpe während der Wehenpausen wieder im Geburtskanal verschwinden kann – das ist normal.

Gerade beim ersten Welpen kann die Hündin jaulen und schreien, seien Sie darauf gefasst. In der Regel wird der erste Welpe innerhalb von zwei Stunden geboren.

Die Lage des Welpen sollte so sein, dass er mit der Wirbelsäule nach oben geboren wird. Diese Lage hilft ihm sich der Krümmung des Geburtskanals anzupassen. Liegt er anders herum, kann es zu Geburtsstörungen kommen. Schätzungsweise 60% der Welpen kommen mit dem Kopf voran (Vorderendlage) auf die Welt. Kommen sie mit dem Hinterteil zuerst (Hinterendlage), so kommt es bei Hunden in der Regel auch nicht zu Geburtsstörungen. Zu Geburtsstörungen durch die Lage kann es kommen, wenn bei Vorderendlage die Vorderbeine angewinkelt sind oder bei Steisslage: Hierbei sind die Hinterbeine bei Hinterendlage angewinkelt. Durch diese Stellungen ist der Umfang des Welpen vergrößert, was den Austritt aus dem Geburtskanal behindern kann.

Die Austreibungsphase sollte die Dauer von 12 Stunden nicht übertreten. Es ist aber normal, dass mehrere Welpen im 15-Minuten-Abstand geboren werden und dann eine längere Pause bis zur Geburt des nächsten Welpen folgt. In dieser Pause, die durchaus bis zu vier Stunden (selten auch länger) andauern kann, ruht die Hündin aus und kümmert sich um die bereits geborenen Welpen.

Nach der Geburt

Wenn der erste Welpe geboren ist, kümmert sich die Hündin um ihn. Sie leckt ihn ab, putzt ihn, befreit ihn von den Resten der Fruchthüllen und nabelt es ab. Durch das Putzen und Belecken der Welpen werden seine Atmungs- und Darmtätigkeit angeregt. Sie können nun die nassgewordenen und beschmutzten Tücher oder Laken auswechseln und wieder zur Ruhe kommen. Die Zeitabstände, in denen die anderen Welpen folgen, sind in der Regel kürzer. Sie können 20 bis 30 Minuten betragen, aber auch ein Zeitrahmen von ein bis zwei Stunden ist durchaus normal. In den Pausen zwischen den Geburten der einzelnen Welpen kümmert sich die Hündin um ihre bereits geborenen Welpen oder erholt sich mit einem kleinen Schläfchen von den Strapazen.

Die Nachgeburt, bestehend aus Plazenta und Fruchthüllen, wird nach der Geburt eines jeden Welpen ausgeschieden. Dies geschieht innerhalb bis zu 15 Minuten nach der Geburt. Sie wird von der Hündin meist aufgefressen, woran man sie nicht hindern sollte, denn die Nachgeburt enthält viele Mineralien und Proteine.

In der Regel benötigt die Hündin während der natürlichen Geburt nicht Ihre Hilfe. Bei Komplikationen ist tierärztliche Hilfe angesagt. Bei Hunderassen, welche für Schwergeburten prädestiniert sind, sollten Sie Ihren Tierarzt rechtzeitig informieren, damit er zur Stelle sein kann, wenn es soweit ist. Zu diesen Rassen gehören beispielsweise „breitschädelige“ und „kurzköpfige“ Rassen. Der Tierarzt muss entscheiden, ob ein Kaiserschnitt in solch einem Fall von Nöten ist. Sie selbst sollten tunlichst nicht als Geburtshelfer einspringen, sofern Sie nicht ausreichende und notwendige Erfahrung besitzen. Auch die vermeintliche Unterstützung der Hündin durch Herausziehen der Welpen aus dem Geburtskanal ist nicht Ihre Aufgabe. Hier sollten nur Tierarzt oder sehr erfahrener Züchter eingreifen, denn ein falscher Griff und Zug könnte für Mutter und Welpe schwerwiegende Folgen haben.


Quellen:
Arthur Scheunert, Alfred Trautmann – Lehrbuch der Veterinärphysiologie
Axel Wehrend – Neonatologie beim Hund
tierarzt-hucke.de
feenia.de

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